Schmuckes Handwerk
Von Sabine WindlinDank den Aufträgen der katholischen Kirche hat sich in Zug schon früh das Goldschmiedehandwerk etabliert. Die Tradition aus dem 16. Jahrhundert geniesst bis heute einen hervorragenden Ruf, wie ein Rundgang durch die Altstadt zeigt.Cookies deaktiviert
Leider können wir ihnen an dieser Stelle aufgrund fehlender Berechtigungen keine Video anzeigen.Es gelten unsere DatenschutzbestimmungenEs liegt auf der Hand, welche Bijouterie die asiatischen Touristengruppen im Visier haben, die zwischen Kolin- und Postplatz unterwegs sind: das Traditionshaus Lohri, welches exquisiten Schmuck und ebensolche Uhren an der Neugasse 27 feilbietet. Wahrlich eine feine Adresse, doch weit mehr als nur ein Verkaufsgeschäft für die anspruchsvolle und zahlungskräftige Kundschaft. Beim historischen Haus mit der zauberhaften Fassade in Empirestil handelt es sich nachweislich um das älteste Goldschmiedehaus der Welt. Seit 1620 sind hier Gold- und Silberschmiede am Werk. Edelsteine wie Granat, Smaragd, Turmalin, Aquamarin, Amethyst, Morganit, Peridot, Citrin werden im hauseigenen Atelier auch heute noch vom Entwurf bis zur Realisation zu kunstvollen und mitunter farbintensiven Unikaten und Kollektionen verarbeitet, die dereinst an Händen, Hälsen, Handgelenken oder Ohrläppchen funkeln: Beim Maison Lohri – wie sich die Firma vornehm nennt – handelt es sich um ein 1970 gegründetes Familienunternehmen, das heute in zweiter Generation geführt wird. Die hochkarätige Tradition wird in bauhistorisch wertvollem Gemäuer und Gewölbe zelebriert. Dieses wurde 1500 realisiert – in jener Epoche, als an der Neugasse die ersten Bauten entstanden.
Das älteste Goldschmiedehaus der Welt
Doch nicht nur an Zugs Hauptverkehrsachse wird hochwertiger Schmuck produziert. Parallel dazu – an der ruhigen Zeughausgasse – befindet sich das Atelier von Anna Andrén Holmberg. Ihre Schmuckstücke sind von schlichter Eleganz und lassen deutlich die skandinavische Handschrift erkennen: ein minimalistischer Stil, der klare Linien und einfache Formen verwendet, um eine reduzierte, funktionale Ästhetik zu schaffen. Für ihren Schmuck verwendet Andrén konsequent recyceltes Gold, Silber und Platin. Auch Diamanten und weitere Schmucksteine, mit denen sie arbeitet, stammen aus bereits existierenden Schmuckstücken oder Uhren. Das Wiederverwerten von hochwertigem Material ist sowohl ökologisch wie ökonomisch sinnvoll.
Ebenso gerne kümmert sich die Designerin darum auch um Kunden, die bei ihr im Atelier ein eigenes Schmuckstück reparieren oder anpassen lassen wollen. Die goldene Kette der Grossmutter oder der Ehering der Grosstante verwandelt sich so dank neuen Ideen in ein den eigenen Vorstellungen entsprechendes modernes Schmuckstück, das die neue Trägerin durchs Leben begleitet. Im gemeinsamen Gespräch versucht die Schmuckdesignerin herauszufinden, in welche Richtung es stilistisch gehen könnte, und realisiert dabei immer wieder: Schmuck drückt Persönlichkeit aus, ist mit Emotionen verbunden, hat Symbolkraft. Das gilt für den zierlichen Fingerring mit dem in Weissgold gefassten Bergkristall genauso wie für die mit Diamanten bestückten runden Ohrstecker oder die lange 18-karätige Ankerkette mit dem kunstvoll gedrehten Verschluss. Viele der Kreationen entstehen mithilfe einer CAD Design-Software und werden anschliessend als Prototypen aus dem 3D-Drucker gedruckt. So können Kundenwünsche bei der Anprobe noch vor dem eigentlichen Feinguss berücksichtigt werden. Dass die Arbeit der Goldschmiedin aber nach wie vor viel Handarbeit beinhaltet, veranschaulichen die robuste, am Werkbank fixierte Blechwalze, die grossen Gas- und Sauerstoffflaschen sowie ein vielfältiger Instrumenten- und Werkzeugkasten aus Metallfeilen, Federzirkeln, Pinzetten, Sägen, Bohrern, Fräsen und Zangen.
Anna Andrén bei der Arbeit in ihrem Atelier
In eine ganz andere Welt tauchen wir bei Franziska Leuppi ein, die ihr Geschäft seit 18 Jahren erfolgreich an der St.-Oswalds-Gasse betreibt – gleich gegenüber der gleichnamigen Kirche, eingebettet in ein pittoreskes und historisch rundum authentisches Ortsbild. Die Schmuckstücke der Zugerin faszinieren punkto Form, Materialisierung und Farbigkeit durch eine grosse Varianz und Strahlkraft. Leuppi, ausgebildet an der Kunstgewerbeschule in Luzern und der École d’arts appliqués in La-Chaux-de-Fonds, erarbeitet in klassischem Goldschmiedehandwerk moderne, gewagte Stücke. Die Ideen für ihre Kreationen schöpft sie aus der Natur, der Architektur und dem täglichen Leben. Kein Wunder, bleiben Passanten immer wieder fasziniert vor ihrem Schaufenster stehen und staunen über kunstvoll konzipierte Ringe, verführerischen Ohrschmuck und Halsketten, welche die Schätze der Welt in allen Nuancen des Farbspektrums offenbaren. Edelsteine oder auch strahlend weisse Südseeperlen schimmern neben silbergrauen, tiefgrünen oder gar schwarzen Tahiti-Perlen aus den Lagunen Französisch-Polynesiens. Das Zusammenspiel von hochwertigen Materialien, feingestimmten Proportionen, faszinierenden Kontrasten und Details, Farben, Formen – schlicht «frantastic»! – so der Name des Geschäfts.
Inspiration für ihre Kreationen holt sich Leuppi auf Reisen durch die ganze Welt. Dank längeren Aufenthalten in Minen und Perlzuchten erweiterte sie aber auch ihr Wissen über den Ursprung und die Gewinnung verschiedener Rohstoffe – wertvolle und prägende Einblicke in eine Branche, in der es gemessen nach unseren Umweltstandards und Arbeitsbedingungen leider nicht immer zum Besten stehe, wie sie einräumt. Leuppi arbeitet darum seit Jahren mit zertifizierten europäischen Lieferanten und Dienstleistern zusammen, denen sie bezüglich Transparenz bei Herkunft und Handel von Edelmetallen, Steinen und Perlen vertraut.
Franziska Leuppi geht ihrer Passion nach
So unterschiedlich die Designsprache der beiden Goldschmiedinnen ist; was sie verbindet, ist die Freude, mit ihrem Handwerk etwas Einzigartiges zu kreieren, und der Stolz, einem Metier nachzugehen, das in Zug eine lange Tradition hat. Bereits im Mittelalter wussten kreative und kunstfertige Zuger, wie man aus Edelmetallen prächtige Schmuckstücke herstellt, und genossen überregionale Bekanntheit. Um dieses anspruchsvolle Handwerk zu erlernen, liessen sich im 17. Jahrhundert viele Zuger in Augsburg und Nürnberg, damals bedeutende mitteleuropäische Goldschmiedemetropolen, zu Gold- und Silberschmieden ausbilden und trugen ihr Wissen zurück in die Heimat, um es hier zu verfeinern.
Vor allem die katholische Kirche hatte Bedarf an Goldschmiedearbeiten und war zu jener Zeit Hauptauftraggeber dieses aufstrebenden Gewerbes. Für die Liturgie liess sie Kelche, Kreuze, Büsten, Weihrauchfässer und Kerzenleuchter anfertigen.
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